Wieder nach Süden
Ruthven Barracks
Dieser Garnisons-Standort wurde 1717 als einer von vier errichtet, um nach den Jacobiter-Aufständen von 1715 die Highlands zu kontrollieren.
Die Anlage wurde auf einem alten Festungs-Standort erbaut.
Die ältesten Aufzeichnungen belegen den Bau einer Burg im Jahr 1229. Sie wurde 1451 zerstört; eine neue, größere Burg wurde 1459 an derselben Stelle errichtet.
Während der Bürgerkriege im 17. Jh wurde diese Burg stark beschädigt. Sämtliche Ruinen wurden ab 1715 für den Bau der neuen Garnisonsgebäude entfernt.
1721 war der Standort fertiggestellt und widerstand dem ersten Angriff der aufständigen Armee von Bonnie Prince Charlie im Jahr 1745.
200 Jacobiten versuchten die Kasernen zu stürmen und wurden von einer Truppe von 12 Britischen Rotröcken abgewehrt.
Ein 3/4 Jahr später rückte eine noch größere Truppe von Jacobiten an, diesesmal mit Artillerie ausgestattet und zwang die Garnison zur Aufgabe.
Nach der Schlacht von Culloden hatten sich ca. 3000 Jacobiten hier gesammelt, als sie die Order von Prince Charles Edward Stuart erreichte, ein jeder solle sich retten, so gut er könne.
Die Gebäude wurden niedergebrannt, und so stehen sie bis zum heutigen Tag.
Ruthen Barracks bei Undiscovered Scotland
SHARMANKA
Bizarre Gebilde, zauberhafte mechanische Kustwerke - gefertigt aus Dingen, die andere wegwerfen: Nähmschinenteile, Fahradfelgen, Uhrwerke, Ketten und Ringe, kleine Blechfiguren, Klingeln und Glocken.
Der russische Künstler und Mechaniker Eduard Bersudsky gründete zusammen mit der Theaterdirektorin Tatiana Jakovskaya im Jahr 1988 das Sharmanka Kinetic Theatre.
1992 verließen sie Rußland, und eröffneten in Glasgow die Sharmanka Kinetic Gallery.
Blair Castle
Sitz des Herzogs von Atholl, des einzigen Briten, der das Recht auf eine Privatarmee besitzt. Laut Wikipedia sind die Atholl Highlanders überhaupt die einzige legale Privatarmee Europas.
Dieses Privileg ist 1845 durch Königin Victoria verliehen worden.
An dem beeindruckenden Schloß wurde vom 15. bis zum 19. Jh gebaut, es ist für Besucher geöffnet.
Sonnabend, 26.8.2006
Der Himmel ist passend zur Abreise wolkenverhangen. Neugierige Üffelbüffel kommen am Haus vorbei, aber wir haben leider nichts, was ihnen schmeckt.
Wir verabschieden uns von Angus und fahren südwärts.
Zunächst wollen wir ein Stück vorwärts kommen und verzichten deshalb auf die vielleicht landschaftlich schöneren Nebenstraßen sondern bleiben auf der A9.
„Autobahn”, wie man es von zu Hause kennt, trifft es trotz 4-Spurigkeit nicht ganz: abgebogen wie aufgefahren wird hier sowohl nach links als auch nach rechts, man muß halt den Gegenverkehr beachten. Dafür fährt man hier auch nicht so schnell.
Die von deutschen Straßen bekannte Rücksichtslosigkeit ist hier völlig fremd: niemand drängelt, es hält aber auch niemand den Verkehr auf.
Mit großen Schildern wird ab und zu auf die „laybes” hingewiesen, denn „Frustration führt zu Unfällen”. Ausländer brauchen offenbar diese Ermahnung zur Rücksichtnahme.
Bei Kilgussie verlassen wir die Autobahn für einen kleinen Abstecher.
Blick auf die „Ruthven Barracks”
Die Ruthven Barracks - heute nur noch Ruinen - beherbergten einst eine Truppe von 120 englischen Soldaten, die nach den Jacobiter-Aufständen von hier aus das Gebiet kontrollieren sollten.
Angenehm war das Soldatenleben mit Sicherheit nicht.
In Kilgussie selbst gibt es ein Volkskundemuseum, aber es steht uns nicht der Sinn danach.
Gegenüber entdecke ich ein skurriles Poster an einer kleinen Galerie, welches für den „Sharmanka Travelling Circus” wirbt.
Es ist eine kleine Auswahl der „kinetischen Figuren” des russischen Künstlers Eduard Bersudsky. Neugierig luge ich in die dämmerige kleine Halle und bleibe fasziniert vor .. filigranen Gebilden aus allen möglichen Materialien stehen: kleine Fantasie-Figuren auf Booten und Türmen; Räder, Wellen, Uhrwerke, Fäden ... crazy.
Schade, jetzt müßte sich das alles noch bewegen , aber ist wohl noch zu früh am Tag. Aus der dunklen Nische hinter der Eingangstür spricht mich leise eine sehr freundliche Frau an - sie würde gleich mit einer Vorführung beginnen. Ich bitte sie noch einem Moment zu warten, damit ich meine Familie holen kann - und wir erleben eine der beeindruckendsten Viertelstunden unseres Urlaubs.
Fasziniert bestaunen wir die skurrilen Konstruktionen, wie sie zu fernöstlicher Musik nacheinander zum Leben erwachen um dann wieder in Unbeweglichkeit zu verharren. Es ist zauberhaft und wir sind glücklich über diesen perfekten Zufall.
(Die „Kinetic Gallery” haben wir uns dann doch leider nicht angeschaut in Glasgow - nach all den ruhigen Touren hatte ich einen Horror davor, mich durch die Straßen der Stadt zu fitzen.)
Weiter geht es auf der A9 über den nebelverhangenen Pass von Drumochter. Danach lockert der Himmel wieder langsam auf und bei Blair Castle, unserem nächsten Halt, haben wir schon fast wieder Sonnenschein.
Wir wollen einen Blick aufs Schloß werfen, ein wenig durch den Schloßpark wandeln, der in den Reiseführern der Erwähnung wert ist - und finden uns in einer für Schottland außergewöhnlichen Menge von Autos wieder. Eine regelrechte Karawane wälzt sich zum Schloß: An diesem Wochenende ist Pferdeversteigerung auf Blair Castle - offenbar ein Riesenspektakel, zu dem der halbe Norden Schottlands angereist zu sein scheint.
So viel Zeit haben wir leider nicht, denn wir wollen noch ein Stück südwestwärts und brauchen auch noch ein Quartier für diese Nacht. Nur für eine Stunde lohnt der Eintritt nicht und in dieser knappen Zeit hätten wir auch nicht viel davon. So löhnen wir nur unsere 5 £, um den Park besichtigen zu dürfen.
Blair Castle
So richtig an das Schloß kommen wir auch nicht heran, alles ist abgesperrt für die Pferdeauktion. Nun ja, dann stören wir den Herzog von Atholl auch nicht weiter; der Park ist für uns sowieso interessanter.
Wenige Minuten später staunen wir fast 60m hohe Bäume an, die schier in den Himmel zu wachsen scheinen. Es ist unglaublich, noch nie haben wir solch überwältigende Bäume gesehen. Hier kann man sich schon ein ganzes Weilchen aufhalten.
Der Weg zum Tierpark ist ebenfalls versperrt, so wenden wir uns gleich zum „Hercules Garden”, einem kleinen Stück englischer Gartenbaukunst.
Sehr exakt und symmetrisch; hier finde ich keine Anregungen für den heimischen Garten, aber schöne Blumen erfreuen das Auge.
Der „Hercules Garden” am Blair Castle
An die zutraulichen Enten und Bleßhühner verfüttern wir unsere restlichen Kornflakes -es ist der absolute Hit. Nach und nach kommen alle Enten des Gartens herzu und wollen etwas abbekommen.
Auf dem Picknickplatz können wir auch dem bettelnden Pfau nicht widerstehen, er bekommt noch Croissant und Cracker.
Bitte einen Cräcker für den Pfau
In der Höhe von Loch Tummel verlassen wir die A9, um uns langsam nach einer Bleibe für die Nacht umzusehen.
Die Straße um den Loch Tummel ist so spektakulär nun doch nicht. Der „Queens View”, an dem Königin Victoria vor 140 Jahren den Ausblick kommentierte, ist inzwischen geschäftstüchtig zum „Queens View Center” ausgebaut worden.
Das ist also der Reiseführerblick auf den Loch Tummel, nun gut. Schön ist es schon und noch schöner wäre er sicher bei Sonnenschein, der uns mal wieder verlassen hat.
„Queens View” auf den Loch Tummel
Preiswerte Unterkünfte sind hier nicht zu bekommen, außerdem gefällt es uns nicht. Wir biegen bei Tummel Bridge ab und fahren weiter südwärts und versuchen unser Glück um den Loch Tay herum. An der Straße gibt es einige wirklich schöne und auch preiswerte B&Bs oder Hotels, aber leider alles schon belegt. Ganz teure gibt es natürlich auch, aber das lassen wir mal.
Letztendlich landen wir in Killin, einem echten Touristenort.
Für 5 Leute mal ein B&B zu bekommen, ist nicht ganz einfach, merken wir.
Das erste Hotel verlangt 40 £ pro Person, und wir bekommen noch gesagt, daß sowieso schon alles hier ausgebucht sei und wir von Glück reden könnten, daß gerade das noch frei wäre. Aha.
Ein Stück weiter finden wir ein kleines, einladendes Hotel. 27 £ sind zwar immer noch viel, aber langsam werden wir müde und ich will aus dem Auto raus. Zu fünft bekommen wir ein Doppelzimmer und noch ein Appartment mit 2 Zimmern; sehr gemütlich und hervorragend ausgestattet. Da ist der Preis schon ok. August ist halt teuer und an diesem Wochenende beginnen hier die Ferien ...
Im Fernsehen läuft eine Übertragung vom Edinburgh Military Tatoo. Es muß sicher sehr schön sein, das einmal mitzuerleben.
Ein Mal in diesem Urlaub gehen wir auch essen; in einer gemütlichen Gaststätte, ein Stück weiter um anschließend hervorragend in den weichen Betten zu schlafen. Alles in allem ein schöner Urlaubstag, trotz langer Autofahrt.
Gemütliches Hotelzimmer
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