Ben Nevis bestiegen

Ben Nevis

1.344m - höchster Berg Schottlands (und Großbritanniens)

Jährlich erklimmen Hunderte Wanderer den Gipfel - und einige kehren nicht wieder zurück.
Plötzliche Temperaturstürze und der nahezu immerwährende Nebel sollten nicht unterschätzt werden.

Informationen zu aktuellem Wetter, Tips und alles, was man sich an Wanderzubehör denken kann, gibt es im Ben Nevis Visitor Centre.

Ben Nevis speziell

Jährlich findet das „Ben Nevis Race” statt; ein Wettrennen von Fort William auf den Gipfel und zurück. Der Rekord für Strecke von ca. 13km über 1300 Höhenmeter liegt bei unter 1,5 Stunden!

Ben Nevis Race, 2 September 2006

Bizarr auch die Geschichte von Klavier auf dem Ben Nevis, hier noch mal bei Times online.

Whisky

Eine Whisky-Destillerie gibt es selbstverständlich auch: Ben Nevis Distillery

18.8.2006

Der Bericht von Georg:

Noch sehr optimistisch und motiviert beginnen wir den Aufstieg, jedoch nicht ohne vorher noch mal im Reisezentrum vorbeizuschauen, wo wir uns eine Karte kaufen - man weiß ja nie was kommt.

So begann der Aufstieg, sehr steil ging es nach oben; ohne Pause auf leicht rutschigen Steinstufen. Doch das hielt uns nicht davon ab, ein doch sehr flottes Tempo einzuschlagen.

Laut Reiseführer sollte es ungefähr 2 Stunden dauern bis man am Loch Meall an t-Suidhe ankommt - ein Gebirgssee, der ungefähr in halber Höhe des Ben Nevis liegt - wir schafften es in 45 Minuten. Begeistert und sehr zuversichtlich, dass wir es doch sehr schnell schaffen würden, machten wir eine Rast - die hatten wir uns verdient.

Weiter ging es etwas flacher, eine leichte Erholung für die Beine, jedoch bemerkten wir einen sehr starken Wind, der uns unter die Kleidung drang. Der Weg war weiterhin gut ausgebaut und wir kamen gut voran.

Ein Blick nach unten, wir hatten wirklich schon sehr viel geschafft, weit konnte es nicht mehr sein - ein großer Irrtum wie wir bald feststellen würden.

Über einen Wasserfall, beobachtet von vielen Ben-Nevis-Schafen, setzten wir unsere Reise fort. Auf dem Weg war nun ein Rinnsal zu sehen, der die Steine glitschig machte, man musste aufpassen wo man hintrat.

Wir nutzen die Pause um mal wieder einen Blick nach unten zu werfen - die Jugendherberge, unser Startpunkt, war kaum noch deutlich auszumachen - wir waren hier in ca. 750m Höhe. Der rote Lehmboden war angenehm, doch wurde er bald ersetzt durch Steine und Schotter; außerdem sahen wir eine große dunkle Wolke auf uns zukommen.

Wir zogen vorsichtshalber unsere Regensachen an - eine weise Entscheidung, da es bald darauf zu nieseln begann. Nebel zog auf, und der Regen wurde schlimmer. Der eiskalte Bergwind, der unter die Sachen kroch machte es auch nicht angenehmer.

So liefen wir etwa eine halbe Stunde durch den Nebel. Die Lust weiterzulaufen sank, jedoch sagten wir uns immerzu, dass es so weit nicht mehr sein könne, und wir ja schon so weit gekommen waren. In meiner Ungeduld fragte ich eine nett aussehende Frau, die gerade beim Abstieg mit den nassen Steine kämpfte, wie lange es noch bis zur Spitze dauern würde. Die Antwort schockte mich - noch eine halbe Stunde.

Der Berg war tückisch - nach jeder Biegung, dachte man, die Bergspitze zu sehen, es war aber immer nur wieder eine weitere Biegung. Mit 10 Metern Sicht und starkem Gegenwind, der uns zurückwerfen drohte, setzen wir langsam den Aufstieg fort. An den Wegrändern waren alle 50m Steinhaufen aufgebaut, die zur Orientierung dienten.

Endlich oben - die Erleichterung muss uns aus unseren durchfrorenen Gesichtern gesprungen sein, wenn man sie denn gesehen hätte. Das Ergebnis war ernüchternd. Vier Stunden anstrengender Aufstieg nur um dann endlich oben zu sein, und gar nichts zu sehen, außer einem Grabmal, für verunglückte Wanderer und die Ruinen einer alten Wetterstation. Schon wollte mein Vater und ich langsam den Abstieg beginnen, als plötzlich ein starker Wind aufzog, und die dunkle Wolke vom Berg verdrängte.

Die Aussicht war atemberaubend - beeindruckende steile Felswände, tiefe Schluchten und ein wundervoller Blick nach unten. Die Strapazen die wir auf uns genommen hatten, waren es Wert gewesen für diesen Blick und das Gefühl, dass man den höchsten Berg Großbritanniens bestiegen hatte.

Wir konnten unsere Kameras wieder auspacken und fotodokumentierten alles was es oben zu sehen gab. Doch auch der schönste Blick musste irgendwann ein Ende haben - wir hatten noch einiges vor uns, was wir im ersten Moment der Euphorie total vergessen hatten - den Abstieg.

In der Annahme wir wären schnell wieder unten begannen wir den doch sehr mühseligen Abstieg, da die Steine noch sehr feucht waren, und man schnell wegrutschte. Jetzt sahen wir auch erstmals wie der Weg ,den wir im Nebel durchschritten hatten, wirklich aussah - grau, steinig, ohne Vegetation.

Nach einer Stunde Abstieg auf dem Geröll genehmigten wir uns eine Pause, da wir unsere Beine und speziell die Knie schon deutlich spürten.

Uns kamen noch einige andere Wanderer entgegen - eine Frau mit schon sehr rot glühendem Kopf fragte mich, wie lange es wohl noch dauern würde bis zur Spitze. Meine Antwort: „Mhh..I think at least one hour - I'm sry to tell you that”, brachte bei ihr nur ein erschrecktes „What?!” heraus und sie setzte ihren Weg fort - genau wie wir.

Endlos lang schien es nun schon bergab zu gehen, doch die Jugendherberge, unser Start- und Endpunkt der Tour, war immer noch so weit entfernt. Aber wir hatten ja wohl keine Wahl, wir mussten weiter.

Und so beschlossen wir unsere Kameras wegzupacken, damit wir bei einem möglichen Sturz beide Hände freihatten.

Der erneut startende Nieselregen motivierte uns nicht wirklich. Nach schier endlosen Kurven, Gebirgsbächen und nassen Steinen kamen wir endlich am See an. Zum einen freuten wir uns, da wir nun wussten, dass wir etwas mehr als die Hälfte geschafft hatten, doch zum anderen war genau diese Erkenntnis auch ernüchternd, erneut mehrere Stunden auf nun zwar gut ausgebauten, doch ebenfalls sehr rutschigen Steinstufen zu laufen.

Fotos hatten wir schon lange keine mehr gemacht, zum einen weil wir so sicherer laufen konnten und den Abstieg durch unnötige Pausen nicht noch verzögern wollten, zum anderen, weil sich die Landschaft seit unserem Aufstieg nicht verändert hatte (zur Erinnerung: es war kein Rundweg, sondern einmal hoch, und den gleichen Weg wieder hinunter).

Ich kann nicht genau sagen, wie lange wir wirklich brauchten bis wir endlich unten waren - aber es schien unendlich lang. Mein Vater war mittlerweile noch weniger motiviert als ich weiterzugehen, doch nach einer klitzekleinen Rast und der erneuten Erkenntnis, dass sitzen bleiben und warten bis jemand kommt keine Alternative ist, ging es weiter. Die Brücke war nun schon in Sicht und da es nun wieder wagerecht weiterging, kamen wir sehr schnell zur Jugendherberge. Da unsere Trinkreserven schon seit mehreren Stunden aufgebraucht waren, war der Getränkeautomat pures Gold in unseren Augen. Jeder bewaffnet mit einer Cola, warteten wir auf meine Mutter, die dann auch gleich kam und uns zwei total erschöpfte Wesen nach Hause fuhr.

Endlich wieder im Wohnwagen, genehmigten wir uns jeder ein Bier und aßen uns ordentlich satt. Danach war eigentlich nur noch umfallen und einschlafen angesagt, doch ein Gefühl drängte mich dazu noch einmal hinauszugehen und diesen schönen Sonnenuntergang zu betrachten und zu fotografieren.

Abschließend kann ich sagen, dass wir auf der Tour den Berg mehrere Male verfluchten, ich jedoch sehr froh bin, diese Reise gemacht zu haben, da es auf jeden Fall ein Erlebnis war, auf das man gerne mal wieder zurückblickt. Und wer will nicht gerne sagen können, dass er auf dem höchsten Berg Großbritanniens war? =)

Georg Schwenteck

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