5.7.2004 Immer noch 7 Mann. Regenleitung, Drainage und Abwasser eingebunden. An der Nordseite verfüllt und verdichtet. Nun wird langsam Ruhe ums Haus herum.
6.7.2004 Nach Klingenthal gefahren zur Firma Nickel, um die Fenster vorher auszuwählen. Der Besuch war sehr wichtig; ich habe schönere Profile ausgesucht und festgestellt, daß unsere zuerst ausgewählten Sprossen zu schmal sind und nicht wirken. Es werden nun 45mm breite Sprossen für die großen Fenster.
Außerdem hätte ich für den Ausgang von der Küche zum Garten nur eine einfache Balkontür bekommen. Da dieses aber praktisch der zweite Eingang zum Haus ist, muß es auch eine von außen zu öffnende Tür sein.
Nebenbei erwähnt: Wer Klingenthal besucht, sollte unbedingt in die Museumsgaststätte "Zur Alten Schule" einkehren.
Dieses 400 Jahre alte Gebäude ist von Andreas Günnel restauriert worden. Um in einer zerfallenden Hütte diesen wunderschönen Holzbau zu sehen, eine Schule in eine (gute!) Gaststätte zu verwandeln und dabei den Charakter des Gebäudes zu erhalten, 30 Handwerker aus verschiedensten Gewerken zu organisieren und dieses ganze Unterfangen in nur 5 Monaten durchzuziehen, bedarf es schon einiges an Vision und Durchsetzungsvermögen.
Für mich war es die überzeugendste Referenz für Herrn Günnel als Bauleiter.
Am Nachmittag kommt der Architekt, um sich über den Baufortschritt zu informieren. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, weil ich dagegen bin, 1t Stahl im Haus zu verbauen - insgesamt hat der Statiker 13 Stahlträger vorgesehen! Mir tut es richtig weh, wenn ich mir vorstelle, diesen ganzen Stahl in unser altes Haus aus Holz und Ziegeln zu pressen.
Außerdem darf auf den Fußboden im OG kein Estrich drauf, weil es sonst zu schwer würde. Wir sollen unbedingt die alte Lehmfüllung herausholen, aber auch dann dürfte der vorgesehen Anhydrit-Estrich nicht darauf, sondern ein Leichtestrich. Ob Gußasphalt-Astrich sich mit den alten Dielen vertragen würde?
Sowohl Bauleiter wie Zimmermann finden das alles gelinde gesagt, übertrieben. Gut, sie sind keine Statiker, aber ich habe halt auch Vertrauen in deren Erfahrung.
Außerdem: für den Statiker ist es nur ein Job; er hat sich das Haus angesehn, noch nicht mal Decken öffnen lassen, etwas gerechnet und das wars.
Beim Baubetrieb merke ich doch, daß sie dahinterstehen, daß es ihnen auch am Herzen liegt, daß aus dem Haus wieder etwas Schönes wird.
7.7.2004 Endlich schönes Wetter.
Der Schuppen wird abgerissen und die Ecke vor der Küche sieht gleich viel heller und freundlicher aus. Das wird mal der perfekte Grillplatz. Allerdings ist noch viel zu tun bis dahin ... den Garten wieder in Form zu bringen, wird noch ein gutes Stück Arbeit sein.
Um das Haus herum wird so nach und nach alles wieder ordentlich: Kiesrandstreifen; die Treppe neben der Küche und unser kleiner Regeneinlauf ist auch fertig. Es ist wirklich gut, daß der Polier an solche Kleinigkeiten gedacht hat, obwohl wir sie nicht in der Baubeschreibung hatten.
Ich schaffe mich an den Dielen auf dem Dachboden, zum Teil 5m lange Bohlen. Die müssen mir die Männer noch zersägen, sonst bekomme ich sie gar nicht aus dem Fenster.
Die Berge und Gräben um das Haus herum sind endlich verschwunden. Wir zeichnen mit Markierungsspray die Umrisse des Teiches; den wird Klaus uns morgen noch ausbaggern.
Die Problematik mit der Statik läßt mir keine Ruhe.
In meiner Verunsicherung rufe ich einen alten Freund meines Vaters an, der jahrzehntelang als Prüfstatiker gearbeitet hat, aber nun in Rente ist.
Wir legen die Decken-Balken im OG frei, stellen fest, daß z.B. die Abstände 80cm statt 90 cm betragen und daß ein Unterzug anstelle von "europ. Nadelholz GK II" ein solider Doppel-T-Träger ist und erkundigen uns beim Baubetrieb, was dieser Anhydrit-Estrich wiegt.
Er setzt eine höhere Durchbiegung an, weil er meinte, da gäbe es schon Spielräume. Ist halt auch eine Frage der Optik.
Dann hat er sich 3 Stunden auf der Baustelle hingesetzt und gerechnet und mir dann bestätigt, daß mit dieser Lastannahme die Sicherheit gegeben ist.
Ich gehe mit ihm unters Dach und klage mein Leid über die geplante Bahnhofshalle. Herr Rischke hat Zeit und freut sich auch, der Tochter seines Freundes helfen zu können und mißt und rechnet weiter:
Anstelle der Stahlträger als Verstärkung für die Dachpfetten können wir auch Oberzüge aus Holz unterm Dach einbauen. Die könnte der Zimmermann gleich mitbringen und hineinheben, dann brauchen wir den Kran des Stahlbauers z.B. nicht.
Die Verstärkung für die kurze Dachseite wäre überflüssig, da die Spannweiten klein sind. Die 4 Stahlträger zur Abfangung des einen Dachstieles sind Unsinn. Er erklärt mir genau, wie die Lastverteilung in dem Dach wirkt - und das man es bei so einer Konstruktion sowieso nie hundertprozentig berechnen könnte.
Ich bin sicher, mein Vater und er hätten sich den Spaß gemacht und dieses Flächentragwerk versucht zu berechnen ...
Heute wird einmal nicht gegrillt oder gekocht - sondern Kesselgulasch zubereitet! Suuuper!
Da macht Bauherrin zu sein, noch mehr Spaß :-)
9.7.2004 Teich ausgebaggert, Geländemodellierung. Grube für den Regenwassertank ausgehoben. Innen weiter Abbruch- und Putzarbeiten. Es sind nun ungewohnte Durchblicke im OG
10./11.7.2004 Ein staubiges Wochenende: der Lehm unterm Dach ist nun endlich raus. Der Container steht diesesmal direkt unter der Rutsche und ist gut verpackt.
Nun kommt alles ans Licht: den abgesägten Kehlsparren hatten wir ja schon. Der Dachstiel unter der Firstpfette, zu dessen Abfangung der Statiker 4 zusätzliche Stahlträger ins Haus haben wollte, steht auf einem 4 cm dicken Brettchen! Damit hat sich die geplante Bahnhofshalle für mich endgültig erledigt und mein Vertrauen in diese Statik sinkt weiter.
Noch ist die Küche in Betrieb. Wir hatten die Miniküche vom Dachboden mit 2 Kochplatten, Spüle und Kühlschrank hineingestellt. Zusammen mit Wasserkocher und Kaffeemaschine reicht das fürs Nötigste. Jeden Abend wird aufgeräumt und aufgewaschen, finde ich ja sehr in Ordnung.
Bald muß aber alles in den Keller, weil es hier mit den Abbrucharbeiten weitergeht.