Heiligtümer im Norden: Knowth und Newgrange
Freitag, 15. Mai 2008
Malahide Castle
Nach den Heiligtümern des Südens geht es heute zu Kultstätten im Norden: Newgrange muß man schon mal gesehen haben, finden wir.
Die freundliche Wirtin verabschiedet uns, wir packen unsere Sachen ins Auto und machen uns auf den Weg nach Norden.
Malahide Castle soll eines der beliebtesten Ausflugsziele der Dubliner sein. Warum nicht auch ein Schloß mit Park; für Newgrange brauchen wir ja nicht den ganzen Tag.
Mit Wegweisern hat man es in Irland wirklich nicht. Wir fahren fast einmal um das riesige Parkgelände herum, bis wir fast zufällig auf einen Parkplatz stoßen.
Von dieser Seite aus liegt jetzt der ganze Park zwischen uns und dem Schloß, also kommt noch eine kleine Wanderung dazu. Der dichte zugewucherte Wald ist aber schön und beruhigend, da verfliegt der leichte Ärger über das lange Umherirren wieder.
Das Schloß ist recht hübsch. Wir bekommen ein paar Blätter in Deutsch in die Hand, Kathi braucht sie nicht, aber Paul und ich können so der Führung doch besser folgen.
Im letzten Raum, dem Speisesaal, verweilen wir ein wenig bei den ganzen Familienporträts. Ist schon ein wenig eigenartig: da hat eine Familie nun fast 800 Jahre lang hier gelebt; Kinder wurden geboren und Großeltern zu Grabe getragen und nun laufen die Touristen hier so durch.
Der Park ist leider geschlossen, wie schade. Einer der Tudors hatte über Jahre hinweg Pflanzen aus aller Welt zusammengetragen - das gehörte wohl damals dazu. Es sind jedenfalls sehr langlebige Reise-Erinnerungen.
Knowth
Auf dem Weg nach Newgrange halten wir auf einer kleinen Anhöhe und schauen über das friedliche Tal des River Boyne. An die große Schlacht hier vor über 300 Jahren erinnert noch ein Besucherzentrum. Beides werden wir aber heute wohl nicht mehr schaffen, die Zeit ist eben doch immer zu kurz.
Newgrange ist eigentlich nicht nur Newgrange alleine, stellen wir fest, sondern als Komplex mit der ebenso alten Grabanlage Knowth zu besichtigen.
Ein weitläufiges Toristenzentrum empfängt uns, von dem wir zuerst einmal die „Picknick-Area” erkunden. Neugierige Vögel warten in den riesigen Büschen auf unsere Brotreste.
Die Besucherströme werden sehr effizient gelenkt; es gibt Busse, die einen zu festen Zeiten entweder zu dem einem oder zu dem anderen Grabhügel fahren; dazu bekommt man farbige Buttons ans Jackett, damit ist klar, für was man alles gelöhnt hat.
Wir nehmen das volle Programm mit. Katharina ist ein wenig betrübt, weil damit die Geschichtsstunde am River Boyne endgültig ausfällt, aber andererseits sind diese uralten Kultstätten faszinierend und deshalb wollten wir hierhin.
Zuerst werden wir nach Knowth gefahren. Ein eigenmächtiges Erkunden dieser Gegend ist offenbar nicht mehr vorgesehen, irgendwie auch verständlich bei diesen Massen.
Es ist schlicht beeindruckend. Wir versuchen uns vorzustellen, was die Menschen vor über 5000 Jahren motiviert haben mag, diese riesigen Hügel aufzutragen.
Bei den riesigen Steinen, die nach Stonehenge geschafft wurden, hat man zumindest ein Erfolgserlebnis gehabt, wenn wieder ein Stein aufgerichtet war.
Aber hier? Karren um Karren herangefahren, ohne einen nennenswerten Erfolg zu sehen… was steckte dahinter? Gewalt oder Überzeugung? Wir wissen es nicht.
Wir bestaunen die vielen kleinen Hügel die sich wie Küken und die Glucke gruppieren, stehen fasziniert vor einer Ansammlung Holzstelen, deren Zweck im Lauf der Jahrtausende wohl vergessen worden ist, steigen auf den großen Haupthügel und schauen lange über das weite grüne Land.
Diese Anlagen wurde im Verlauf der letzten 30 Jahre rekonstruiert, so dass wir die ganzen schönen Verzierungen und geheimnisvollen Symbole am Fuß des Hügels bewundern können.
Newgrange
Der Bus bringt uns weiter nach Newgrange. Diesen einmaligen Anblick kennt man zwar aus den Prospekten, aber direkt davor zu stehen, hat schon etwas Erhabenes.
Mich beeindruckt die fantastisch gestaltete Mauer, mit dem Muster aus Quarzit und Granit. Dahinter verbirgt sich allerdings ordinärer Stahlbeton; wer weiß, wie die ursprüngliche Fassung ausgesehen haben mag.
Wir müssen hier ein wenig warten, bis unsere Besuchergruppe in diese uralte Kultstätte eintreten kann.
Durch einen sehr engen Gang geht es bis in die mittlere Kammer. Das Geheimnis dieser Stätte ist verloren, aber eines bewegt Menschen heutzutage immer noch: Der erste Sonnenstrahl zur Wintersonnenwende bringt Licht und damit Hoffnung in die stockdunkle Kammer.
Für uns wird das Ereignis nachgespielt, indem unsere Reiseführerin das Licht löscht und der Kollege von draußen mit einem Strahler in die Kammer leuchtet. Sie erzählt uns aber auch, wie bewegend es für sie war, tatsächlich diesen ersten Sonnenstrahl im tiefsten Winter an dieser Stelle zu erleben.
Als wir wieder im Besucherzentrum ankommen, ist der Nachmittag schon weit fortgeschritten. Im Cafe locken leckere Torten und ich würde uns gern ein schönes Kaffeetrinken gönnen, aber man beschließt offensichtlich, dass es reicht für heute und stellt die Stühle hoch.
Einen Versuch ist es wert, befinden wir und fahren den kleinen Abstecher nach Oldbridge zum Besucherzentrum der Schlacht am Boyne. Aber natürlich ist schon zu; wir dürfen zwar noch hineinfahren mit dem Auto, aber es bringt nicht viel.
Abend am Atlantik
Unsere letzte Etappe in Irland soll uns nun auf der Küstenstraße entlangführen, wo wir uns einen schönen Platz zum Abendessen und Ausklang unseres kleinen Irlandurlaubes suchen wollen. Aber es ist wie verhext.
Die Straßen, die auf der Landkarte eingezeichnet sind, gibt es nicht - oder sind verbaut - die Straßen, die wir immer wieder hoffnungsvoll versuchen, Richtung Osten zu fahren, führen alle über kurz oder lang wieder auf die Hauptstraße Richtung Dublin. Es liegt vielleicht daran, daß wir immer wieder versuchen, nach Wegweisern Ausschau zu halten.
Nach einer Stunde Herumirren bin ich leicht verzweifelt und leider auch ziemlich verärgert. Anstatt erholsamen Meeresblick enge Ortschaften, ungeduldige Autofahrer, stickige Luft - so hatte ich mir den letzten Abend nicht vorgestellt.
Endlich tun wir das, was wir gleich hätten machen sollen und fragen nach dem Weg. Dabei klärt sich einiges: ein Wegweiser, der uns 20 min im Kreis geführt hat, steht schlicht und ergreifend falsch. Der freundliche Mann weist uns extra darauf hin, dass wir dem nicht folgen sollen.
Na ja, was solls; hoffnungsvoll folgen wir den kleineren und kleinen Straßen - und sehen tatsächlich nach weiteren 20 Minuten den tiefblauen Atlantik, fahren eine wunderschöne Hafenbucht entlang in das kleine Städtchen Skerries.
Erschöpft und erleichtert stellen wir das Auto ab und inspizieren bei unserem Weg zum Strand schon einmal die verschiedenen Speisekarten. Aber zuerst brauchen wir ein wenig Bewegung, wir laufen um die halbe Bucht und genießen den friedlichen Anblick. Genauso sollte er sein, unser letzter Abend hier.
Wir lassen uns Zeit mit der Entscheidung für ein Restaurant, lesen überall noch einmal die Speisekarten und überlegen, ob wir zu dem jeweiligen Publikum passen würden, bis Paul schließlich endgültigen Hunger anmeldet - und wir in das Restaurant gehen, das uns gleich zu Anfang am besten gefallen hat.
Wir rätseln ein wenig, was die verheißungsvollen Bezeichnungen auf der Speisekarte bedeuten könnten, manches ist klar, vom Rest beschließen wir, uns überraschen zu lassen, anstatt zu fragen.
Meine Fischsuppe ist lecker, Pauls Riesen-Fisch-Filet sowieso, Katharina hat mit ihrer Platte voller Meeresfrüchte eigentlich auch ein warmes Gericht erwartet. Dafür ist es unglaublich viel. Wir halten es wie so oft: jeder kostet von allem und alle sind zufrieden.
Der schöne Sonnenuntergang hält Katharina nicht mehr auf ihrem Platz; sie muß hinaus und Fotos machen.
Lange stehen wir noch am Hafen, bis die Dämmerung sich senkt und wir zum letzten Mal aufbrechen.
Und wieder nach Hause
In Dublin angekommen, ist es bereits dunkel, aber der Weg zum Flughafen ist gut ausgeschildert.
Wieder liegt eine Nacht auf dem Flughafen vor uns, das kennen wir ja nun schon langsam. Dieses Mal hält uns keine Spielothek wach, sondern zuerst ein junger Kerl aus einer Gruppe Jugendlicher, der sich auf dem Fußboden ausstreckt und unglaublich laut schnarcht, später weckt uns regelmäßig der Ordnungstrupp, der jede Stunde die Absperrungen an eine andere Stelle rücken und neu anordnen muß.
Aber irgendwann macht auch der Abfertigungsschalter auf, wir können einchecken und in den weitläufigen Neubau von Ryanair weiterziehen.
Die Wartezone ist erfreulich ruhig, aber an Schlaf ist jetzt doch nicht mehr zu denken. So folgen wir dem ersten Aufruf zum Boarding und schauen zu, wie mit der ersten Morgendämmerung auf dem Vorfeld wieder Bewegung einkehrt.
Service-Fahrzeuge folgen ihren kurvigen Bahnen, Techniker machen sich an den Flugzeugen zu schaffen, Gepäckwagen rollen heran. Endlich geht die Tür auf und wir können hinaus in die frische Morgenluft. In den Sonnenaufgang hinein fliegen wir nach Hause.
4haus Startseite • Reiseberichte • Impressum • • Keltische Grafiken von Aon Celtic Art