Zelten im Regen
Christina Walther
Mittwoch, 17. August
Der Tag startet eher unschön. Emilia ist zeitig wach und hat keinen Nuckel, der ging am Abend vorher verloren. Aus Protest darüber schreit sie Eltern, Zeltplatz und die Welt im allgemeinen an - man wird uns bestimmt auf keinen Campingplatz mehr lassen -nirgends.
Am Vormittag holt sie dann den verpaßten Nachtschlaf nach und Sophia rechnet tatsächlich mal ein wenig. Nach einem schnellen und wenig leckerem Büchsenessen, kurz vor der Mittagsschließzeit, brechen wir zum Wummsee auf. Ich hatte noch immer nicht ganz begriffen, daß die dünnen grauen Linien in der Karte keine Nebenstraßen, sondern lediglich Fahrwege sind, so daß sich die vermeintliche Abkürzung als Sandpiste im märkischen Kiefernwald erweist.
Am Wummsee (bereits in Brandenburg gelegen) fahren wir erst mal vorbei. Schließlich parken wir das Auto auf gut Glück am Forstweg, laufen noch 500 m durch einen fast schon unheimlich stillen Wald und werden mit einem traumhaften Badesee belohnt. So klares Wasser habe ich bei einem See noch nie gesehen, es ist fast wie in der Badewanne.
Die Temperaturen sind es allerdings nicht; auch heute hat sich der Wetterbericht wieder kräftig nach oben verschätzt und das Wasser ist sowieso sehr kalt. Die Kinder hindert das keineswegs, sofort ins Wasser zu steigen.
Uns befällt immer wieder Unbehagen, weil das Kreischen die Stille stört, obwohl ja gar keiner da ist, den es stören könnte. Sogar Andreas und ich gehen ins Wasser; am Anfang nimmt es uns fast den Atem. Außerdem ist es sehr irritierend, daß ständig kleine Fische um unsere Füße schwimmen, vermutlich auf Nahrungssuche im Sediment, das wir aufwirbeln.
Hinterher fühlen wir uns richtig gut, es gibt heißen Tee und die letzten Reste aus dem Keksfabrik-Vorrat. Sophia entdeckt eine Ringelnatter, über den Weg springen kleine Frösche und manchmal scheinen sogar die Kinder die Ruhe zu genießen.
Wir müssen noch einkaufen, daher brechen wir gegen fünf in Richtung Wesenberg auf, wo wir wieder leckere Äpfel, Birnen und Pflaumen holen.
Nach dem Abendbrot findet Sophia einen etwas angefressenen Schirmpilz, den werden wir wohl irgendwie zubereiten müssen. Im Waschraum bekomme ich viele Tips, wie so ein Teil zuzubereiten sein; leider ist ein Pilz für fünf Personen etwas wenig.
Überhaupt Waschraumgespräche. Wir lernten Dauercamper aus Stadtroda kennen, die bereits das zwanzigste Jahr hier sind. Eine andere Frau fragte mich, ob das blonde Mädchen denn zu uns gehörte und wie alt es sei. Johanna muß wohl überall herumerzählt haben, sie sei fünf Jahre und komme nächstes Jahr in die Schule.