Zelten im Regen
Christina Walther
Dienstag, 16. August
Heute wollen wir wieder Boot fahren, diesmal mit dem Viersitzer. Andreas hat eine meiner Meinung nach große Runde rausgesucht, aber Frau Z. beruhigt mich. Wenn man rechtzeitig lospaddelte und die Kinder ruhig seien, wäre es zu schaffen.
Ich mache mir vorsichtshalber noch mal eine Skizze, immerhin geht es durch vier Seen. Gobenowsee, Labussee, durch die Diemitzer Schleuse in den Vilzsee, dort gleich rechts Richtung Fleether Mühle. Dort muß umgetragen werden, dann den ganzen Rätzsee entlang bis zum FKK-Campingplatz und dort sind wir ja schon mal gepaddelt.
Vor allem Fahrt durch die Kanäle ist wunderschön und erholsam. Sophia hat diesmal ein eigenes Paddel; so können wir auch auf den Seen bei Gegenwind vorwärtskommen.
Wenn nicht Johanna die Füße ins Wasser hält und bremst.
Emilia fällt entgegen allen physikalischen und Eltern-in-ihrer-erzieherischen-Konsequenz-unterstützenden Gesetzen nicht ins Wasser, holt sich aber immerhin bei ihrem halsbrecherischen Geturne eine große Beule, die ihr später das völlig unverdiente Mitgefühl von Frau Z. einbringt. Die Elternteile sind zwischenzeitlich recht genervt vom ungebührlichen Betragen des Nachwuchses, der die Ruhe der mecklenburgischen Feuchtbiotope durch lautes Hi-ha-halla-Geschrei, Du-bist-auf-meiner-Seite-Gezänk, Gib-mir-endlich-das-Paddel-Dispute und Jetzt-bin-ich-dran-mit-Singen-Diskussionen stören muß.
So kommt es auf dem Labussee doch tatsächlich zum Streit zwischen Andreas und mir, wo es denn nun zur Schleuse gehe… es gab nur ein Schleusenzeichen am See, nämlich genau in der Richtung, wo alle Boote herkamen und hinfuhren… bis unser Oberpaddler und Steuermann meint, er stiege jetzt aus und würde zu Fuß gehen.
Alle kriegen sich irgendwann wieder ein und spätestens in der Schleuse sind wir vereint im Spott über ein dickes Motorboot, das an der Schleusenmauer hängenblieb.
An der Fleether Mühle bekommen wir freundliche Hilfe beim Umtragen und machen lange Rast. Dabei können wir sehr schön die anderen Wasserwanderer beobachten und outen uns ohne Tonnen und Spritzschutz, dafür mit Deichmannplastetüte als poplige Tagestouristen.
Auf dem Rätzsee haben wir Gegenwind und das Wetter ist überhaupt nicht so, wie vom Wetterbericht (sonnig, 24° C) vorhergesagt. Mir ist ziemlich kalt, noch dazu habe ich dank der pitschernden Kinder nasse Füße. Die Kinder sind weniger zimperlich und springen an der Badestelle des FKK-Campingplatzes in Wasser.
Es ist schon ein sehr lustiges Bild. Leute mit Regenjacke und Gummistiefeln und daneben ein nacktes Johannchen. Der Weg durch den Drosedower Bek ist wieder äußerst idyllisch, auch wenn Emilia (mittlerweile ohne Hose, Pullover und trotzdem klatschnaß) der Natur ziemlich deutlich zeigt, was es von ihr hält. Am Campingplatz angekommen, essen wir schnell Abendbrot und sind noch geschaffter als nach der ersten Tour.