Zelten im Regen

Christina Walther

Sonnabend, 13. August

Sophia scheint es besser zu gehen, sie streitet sich schon wieder mit Johanna. Das Wetter sieht trotz gegenteiligen Wetterberichtes alles andere als verlockend aus. So entscheiden wir uns wieder für eine Besichtigungstour.

Die Fahrt nach Penzlin dauert etwa eine Stunde, mit dem üblichen Wechsel aus Feldern, Kiefernwäldern und alle zehn Kilometer ein Dorf.

Die Penzliner Burg konnte sicher zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte als Prestigebau bezeichnet werden, aber sie hat alles, was eine ordentliche Burg braucht: Mauer, Turm (wenn auch klein), Tor und Folterkammer. Mittlerweile beherbergt sie eine sehr interessante Ausstellung über frühneuzeitliche Hexenprozesse. Von etwas 60000 solchen Verfahren in Europa fanden allein 4000 in Mecklenburg statt; reichlich die Hälfte endete mit einem Todesurteil.

Ein polnischer Germanistikstudent macht eine sehr unterhaltsame Führung und die Kinder finden alles spannend: die Nachbauten der Folterinstrumente und den sieben Meter unter der Erde gelegenen Keller, in dessen Wandnischen die Frauen oft monatelang angekettet waren, hinter einer dicken Holztür. Anscheinend haben Andreas und ich mehr Phantasie als unser Nachwuchs, denn ganz so unbefangen wie er können wir die Ausstellungsobjekte nicht betrachten.

Bei der Wanderung um die Burg sehen wir dann die sogenannte Scheißnase und finden einen erntereifen Pflaumenbaum.

Auf dem Rückweg halten wir wieder mal in Wesenberg und besuchen das Spielzeugmuseum in der Villa Pusteblume. Es ist eine bunte Privatsammlung historischer Spielzeuge, Radios, Musikinstrumente, Grammophone, Spieldosen… Der sehr engagierte Betreuer der Ausstellung scheint erfreut über jedes interessierte Publikum.

Da wir wissen, wer Wilhelm Backhaus war, spielt er uns auf dem Pianola eine Original-Rolle desselben vor. Und dann wird noch das Grammophon gekurbelt mit der Platte von Caruso. Wir dürfen (fast) alles ausprobieren, was besonders die Kinder freut. Er spielt uns auf der Gitarre vor und versucht, mich vom klassischen Gitarrenspiel zu überzeugen.

Zum Zeltplatz zurückgekehrt, werfen wir trotz schlechten Wetters den Grill an und Sophia schreibt Hexenverse. Die Würstchen essen wir wieder im Zelt, singen aber wenigstens gegen das schlechte Wetter. Die Kleinen machen sich auf dem Spielplatz noch mal richtig schmutzig. Schließlich müssen sie ins Bett, so wie wir alle.