Zelten im Regen
Christina Walther
Mittwoch, 10. August
Da es immer noch kalt und regnerisch ist, wollen wir nach Rheinsberg fahren. Es dauert eine Weile, bis alle Zähne geputzt und alle Kinder angezogen sind. Gegen elf Uhr können wir endlich starten.
Der Schloßpark ist hübsch ordentlich; der Mann, der die Hecken schneidet, sollte eigentlich nie arbeitslos werden. Sophia ist von den Laubengängen begeistert. Wenn es heiß wäre, könnte man hier sicher den Schatten genießen. Wir finden die Grabstätte eines Preußenprinzen.
Sophia ist erstaunt, daß die Grabinschrift in französisch gehalten ist. Wir können immerhin die Namen übersetzen und mal ehrlich, Frederic Guillaume klingt allemal besser als Friedrich Wilhelm. Das Schloß wird gerade saniert und vom See weht ein kalter Wind- alles wirkt sehr ungemütlich. Die Kutschfahrt für vierzig Euro wird zum großen Bedauern der Kinder unterlassen - wir entschließen uns zu einem Stadtbummel zu Fuß.
Das Städtchen ist ganz nett, aber eine dreiviertel Stunde auf eine Pizza zu warten erhöht nicht gerade die touristischen Reize. Auch das Rheinsberger Steingut verlockt uns nicht zum Kauf. So fahren wir gegen drei wieder los, nicht ohne auf dem Markt noch zwei Kilo leckere Pflaumen gekauft zu haben. Diese und Emilias Ruf „Au Laume!” sollten die nächsten Tage unsere Begleiter sein.
Unterwegs machen wir noch mal in Menz halt. Dort gibt es eine sehr schicke Feldsteinkirche mit einem seltsamen Innenraum. Eine große Glasfront teilt die Kirche, so daß der ehemalige Chorraum (noch mit Altar und Glasfenster) nun für profane Zwecke genutzt wird. Auch eine Art, mit schwindenden Mitgliederzahlen umzugehen.
Zum Zeltplatz zurückgekehrt, hat der andauernde Regen unsere Laune erheblich getrübt; dagegen helfen auch die tröstlichen Nudeln nur bedingt. Ich bin froh, daß ich mir vor dem Urlaub noch Gummistiefel gekauft habe. Andreas findet das pink-rot-psychedelische Muster etwas schrill. Insgeheim beneidet er mich wohl, denn ich habe trockene Füße beim Gang zur Toilette.
Sophia entdeckt den Aufenthaltsraum mit den teils historischen Kinderbüchern für sich. Andreas und ich spielen unsere abendlichen Rommeepartien und alle steigen mit der Hoffnung auf besseres Wetter in die klammen Schlafsäcke.