Dreizehnter Tag - Fota-Park
Gestern abend habe ich mir vorgestellt, wie schön es aussehen müßte, wenn die aufgehende Sonne in die Dingle-Bay schiene. Ich habe mir den Wecker für halb sechs gestellt, aber der Himmel ist grau und ich schlafe weiter.
Regina möchte gern nach Blarney; Jan und ich nicht so unbedingt, also einigen wir uns erst einmal auf den Fota-Park, um uns danach aufzuteilen.
Wenn ich vorher gewußt hätte, was das für eine endlose Fahrerei wird und vor allem, wie fürchterlich die Durchfahrt durch Cork ist, hätte ich es mir vermutlich anders überlegt. Aber nun sind wir einmal auf dem Weg. In Cork fahren wir Regina und Peter hinterher und landen unversehens vor einer Whisky-Brennerei. Diese Alternative finden Jan und ich auch nicht schlecht - aber es war nur die falsche Straße, keine Absicht.
Hinter Cork ist der Weg zum Fota-Park dann auch endlich ausgeschildert, so daß wir uns nicht noch einmal verfahren. Es regnet.
Regina kennt den Park schon und fährt weiter zu einer woolen mile, wir machen uns auf den etwas durchweichten Weg zu Giraffen und Löwen.
Grimmige Büffel starren mürrisch auf die Besucher. Die Giraffen staken grazil über die Wiese und knabbern an ihren hoch angebundenen Zweigen. Zebras stehen offenbar immer ordentlich nebeneinander und Steinböcke können sich mit ihren endlos langen Hörnern kratzen. Es macht doch Spaß, die Kinder finden es auch unterhaltsam. So stark ist der Regen auch nicht mehr, irgendwann hört er ganz auf. Für eine Weile jedenfalls.
Strauße scheinen nicht sonderlich intelligent zu sein. In ihrem Gehege haben sie entlang des Zaunes schon einen Pfad ausgetreten, auf dem sie hin und her schreiten. Am Ende angekommen, dreht der Strauß nach einer Weile erst einmal seinen Kopf, schaut, schaut zurück, dreht seinen Körper, balanciert auf einem Bein, dreht sich weiter - und hat es dann endlich geschafft, die Richtung zu wechseln. Vielleicht interpretiere ich das ja auch ganz falsch, aber es amüsiert uns.
Am Weg ein eitles Lama, das schon gelernt hat, für die Besucher zu posieren. Ganz still hält es seinen Kopf, damit die Fotos nicht verwackeln. Der Pfau schlägt leider kein Rad, läßt sich auch durch unsere Regenschirme nicht animieren. Er sieht allerdings auch schon recht gerupft aus. Vermutlich hat er inzwischen genügend schlechte Erfahrungen mit den Besuchern gemacht .. woher soll er wissen, daß ich nur ein Foto von ihm will und keine Schwanzfeder.
Ein Känguruh sitzt da und hält sich seinen Bauch. Irgendwie schaut es unglücklich aus. Wir stellen Theorien auf: Das Junge tobt zu sehr. Das Junge hat Krümel mit hereingebracht und die pieken jetzt. Auf jeden Fall ist das arme Känguruh alleine.
Von den Pinguinen daneben tummelt sich eine ganze Schar. Schnee und Eis werden sie wohl nie mehr sehen.
Am Rastplatz wuselt jede Menge Federvieh. Unvernünftige Besucher füttern die Gänse mit Eis und Marshmallows - hoffentlich vertragen die das. Wir pirschen uns an die Pelikane und Enten heran, um sie unverwackelt aufs Bild zu bekommen.
Es regnet mal wieder für ein Weilchen.
Wir sehen noch einen einsamen Papagei, faulenzende Affen, lustige .. Wüstenhasen? Sie hoppeln jedenfalls sehr drollig. Noch mehr Affen und ein paar gelangweilte Geparden. Dann sind wir auch schon wieder am Ausgang. Die Strauße halten immer noch nicht still. Bei dem trüben Himmel braucht man aber lange Belichtungszeiten und große Blenden; es wird nichts mit einem schönen Schnappschuß.
Inzwischen ist Regina wieder da. Zusammen mit Peter und den 3 großen Kindern fährt sie nach Blarney; wir nehmen dafür Conrad mit zurück. Es ist nicht ganz einfach für alle Beteiligten, aber nach Erprobung und Niederwerfung des Aufstandes schläft Conrad erschöpft ein.
"Zu Hause" hat es den ganzen Tag nicht geregnet .. ein klein bißchen gräme ich mich, denn anstatt dieser langen Fahrt hätte man auch etwas hier in der Gegend beschauen und belaufen können und wäre dann abends nicht so erschöpft gewesen, denke ich mir. Aber so ist es eben bei so einem kurzen Urlaub - da will man jeden Tag perfekt haben, weil die Zeit so knapp ist. Nachdem ich das bedacht habe, höre ich auf zu grübeln und fotografiere lieber den schönen Sonnenuntergang.