Zwölfter Tag - Killarney
Allzuweit soll die Tour heute auch nicht werden; wir haben uns auf Killarney und den Nationalpark geeinigt.
Killarney ist ein hübsches Städtchen. Eine gute Stunde lang bummeln wir durch die bunten Straßen. In einer kleinen Kirche mit wunderschönen Glasfenstern ruhen wir die müden Füße ein wenig aus.
An einem Musikinstrumenteladen kommen wir doch nicht vorbei. Peter kauft sich eine Whistle und versucht sich als Straßenmusikant.
Bis zum Ross Castle ist es nur ein kleines Stück weiter. Pferdewagen kommen uns entgegen. Ross Castle ist genau so, wie man sich eine alte Burg vorstellt. Trutzige Steinmauern, an einem schönen See gelegen. Wir haben Glück und kommen rechtzeitig zur Führung an. Es sind zwar nicht mehr 10 Plätze frei, aber alle, die es interessiert, können mit. Der Begleiter erzählt sehr viel. Das irische Englisch verstehen wir besser als manchen Engländer. Peter hilft an manchen Stellen und so können wir den Erläuterungen recht gut folgen.
Die anderen warten derweil im Park auf uns. Es ist wieder Picknick-Zeit. Als der Mensch auf dem Rasenmäher immer engere Kreise um uns herum fährt, geben wir allerdings auf.
Noch ein kleines Stück weiter halten wir wieder und wollen durch den Park zur Mucross Abbey. Wir müssen den wartenden Pferdewagenbesitzern mehrfach eindringlich erklären, daß wir laufen wollen. Einen reichlichen Kilometer bis zur Abbey werden wir wohl schaffen. Wir laufen an dem schönen See entlang, es ist warm und sonnig.
Die Menschen mit den kurzen Beinen kommen nicht so schnell voran und so dauert es doch seine Zeit, bis wir da sind. Mucross Abbey muß früher ein riesiges Kloster gewesen sein. Die Kinder rennen begeistert durch dieses Labyrinth von Treppen und Gängen und Höfen und Durchgängen. Unvermutet steht man im Kräutergarten. Ein Weg zwischen Bäume entlang, abwärts irgendwohin lockt - aber dann finden wir uns vielleicht überhaupt nicht mehr wieder. Es dauert jedenfalls recht lange, bis wir alle wieder beisammen sind. Aber es war großartig, darin sind wir alle einig. Unter einem riesigen Baum ruhen wir uns ein wenig aus und füttern ein zahmes Rotkehlchen.
Noch 1,5 km bis Mucross House, einem alten Herrensitz. Die Kleinen wollen nicht mehr laufen; wir müssen Paul schon sehr eindringlich zureden. Nur das Versprechen, mit dem Pferdewagen wieder zurückzufahren, zieht schließlich. Aber auch die Großen sind ziemlich müde und als wir endlich an dem Haus angekommen sind, fallen wir alle ins Gras.
Teure Möbel gegen Geld besichtigen wollen wir nicht, aber der wunderschöne englische Garten hinter dem Haus lockt. So nach und nach kommen alle wieder auf die Beine. Am anderen Ende gibt es ein Restaurant und nach Kaffee oder Brause, Salat oder Kuchen geht es allen wieder besser.
In der Mucross-Manufaktur werden verlockende Dinge hergestellt: schmeichelnde Wollsachen, sehnsüchtig lassen wir die weichen Stoffe durch die Hände gleiten. Ein kleines Stück aus der pottery nehmen wir uns mit, die Auswahl fällt aber sehr schwer.
Den langen Weg wieder zurück zum Parkplatz will keiner mehr laufen. Wir chartern 2 Pferdewagen und schaukeln gemütlich wieder zu den Autos.
Wieder ein kleines Stück weiter halten wir bei den Torc Falls. Ehe wir es uns versehen, rennen die Jungs den Weg nach oben und Jan läuft hinterher. Ich versuche sie noch einzuholen, aber sie sind schon außer Sichtweite. Handy-Empfang ist hier nicht, also setze ich mich hin und warte und habe endlich mal Muße, das Handbuch meiner Kamera zu studieren.
Wir fahren diese faszinierende Straße zwischen Bergen und See noch ein paar Meilen weiter bis zum "Ladys View". Weiter durch Molls Gap wollen wir nicht mehr, sondern fahren zurück und halten noch einmal am See. Durch Killarney geht es wieder zurück; ich biege noch einmal ab zu dem Ogham Stones, um sie Jan zu zeigen. Wieder fahren wir die kleinen Nebenstraßen nach Hause und sehen noch einen Regenbogen.
Am Abend färben sich die Wolken über der Dingle Bay im Licht der untergehenden Sonne. Ich schnappe mir meine Kamera und laufe den Berg hoch, bis ich die ganze Bay überblicken kann. Lange bleibe ich dort und bewundere das Naturschauspiel. Ein Mann fährt die Straße entlang und hält an, um ein wenig zu plaudern. Wichtigstes Thema ist natürlich das Wetter, dann fragt er nach den Preisen in Deutschland und sagt uns auch, wir sollen zum Nachbarn gehen und uns Torf für das Kaminfeuer holen. Wir haben aber dort noch niemanden im Garten gesehen und einfach so klingeln kommt uns ein wenig aufdringlich vor.
Wir haben Torfbriketts an der Tankstelle gekauft, die reichen für diese Woche. Abends am Feuer sitzen, mit Smithwicks oder Guiness, daran könnte man sich gewöhnen...