Fünfter Tag - Connemara
Am Morgen erst einmal Aufregung: eines der Kälber ist irgendwie aus der Koppel gekommen und läuft irritiert den Weg auf und ab. Wir befürchten, daß es auf die Straße laufen könnte und fühlen uns ein wenig verantwortlich. Mutter, in solchen Dingen erfahren, redet beruhigend auf das Tier ein und kann es schließlich wieder hinter das Gatter treiben.
Wir fahren nach Letterfreck, in den Connemara-Nationalpark. In der Eingangshalle sind interessante Schaubilder über die Geschichte und Entstehung der Connemara - kaum vorstellbar, daß früher hier alles bewaldet gewesen ist.
Nach einem kleinen Rundweg an einer Koppel vorbei und einem etwas längeren Weg durch eine Moorlandschaft sind die Kinder so erschöpft, daß sie keinen Schritt mehr gehen wollen. Es gibt Streit darum, wer alles mit nach Hause fahren kann. Mutter findet schließlich den Kompromiß: Sie bleibt bei Jan und mir, die wir noch etwas von der Connemara sehen wollen und wartet noch ein Weilchen mit Paul im Auto, damit Jan und ich noch den kleinen Weg durch Ellis Wood laufen können.
Regina und Peter fahren derweil mit 4 Kindern nach Hause.
Das Wetter ist fantastisch: sonnig, etwas windig, ab und zu ziehen Wolken über den Himmel.
Ich möchte gern mitten durch die Connemara fahren, auf der Straße von Ballinaboy noch Toombeola. Diesmal finden wir die Abzweigung beim ersten mal.
Wären nicht die immer wiederkehrenden Weidenzäune, die von menschlichem Wirken zeugen - diese Gegend hätte etwas Unwirkliches an sich. Kein Behausung ist zu sehen, endlose nasse Wiesen, mit Steinen bestreut und von Wasserlöchern durchbrochen. Irgendwo in der Einöde halte ich am Straßenrand; ein einsamer großer, auf der Spitze stehender Stein hat es mir angetan. Wir laufen über die trügerische Wiese, übersteigen einen Weidezaun und finden eine Brücke über den kleinen Fluß: 2 schmale Holzbretter. Am anderen Ufer ein verfallenes Gehöft und ein Gestank, der einem schier den Atem verschlägt. Die Ursache dafür sehen wir bald: einen Schafskadaver, schon halb verwest.
Während sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Schafe tummeln, scheint dieses Weidestück verlassen zu sein. Es ist nicht das einzige tote Schaf auf diesem Stück, stellen wir später fest. Wir machen eine großen Bogen um diese Stelle und halten auf den eigenartigen Stein zu, springen von Grasbüschel zu Grasbüschel.
Der Stein, über 2m hoch, steht auf einer kleinen Anhöhe in einem kreisrunden Rasenstück mit Wasser in der Mitte. Eindeutig magisch beschließe ich. Mutter genießt derweil die Sonne.
Noch einige Male halte ich auf dieser Straße an um zu schauen, ein Stück über die Wiesen zu laufen oder auch um die Schafe zu fotografieren.
Am späten Nachmittag treffen wir uns alle wieder in Cong, um die alte Abbey und den wunderschönen Park noch einmal in Ruhe betrachten zu können. Die riesigen Bäume sind wundersam, wirken ein wenig wie aus einer anderen Welt. Die Brücke führt in einen verwunschenen Wald. Keine Menschenseele außer uns ist hier unterwegs. Wegweiser leiten uns durch das Dickicht. Eine dunkle Höhle lockt einige von uns zum Erforschen. Als wir irgendwann einmal abkürzen, verlieren wir auch prompt für eine Weile die Orientierung und stellen uns vor, daß wir hier stundenlang durch die Wildnis irren könnten, ohne einen Ausgang zu finden .. so groß ist der Wald aber glücklicherweise auch nicht.
Nach einem Tag voller Eindrücke fahren wir "nach Hause". Dieses Haus ist uns schon richtig zu einem Zuhause geworden. So hell und groß und freundlich - wir fühlen uns ausgesprochen wohl darin. Der phantastische Blick über den See krönt das Ganze noch.