Rogelio J.Pineiro
DE@DLINE

- Original-Titel:
- CONSPIRACY.COM
- Übersetzer:
- Karin Meddekis
- Verlag:
- Bastei Lübbe
- ISBN:
- 3-404-15088-0
- Seiten:
- 445
- Erschienen:
- 2001
- in Deutschland:
- 2004
Nein, es reicht nicht aus, zwei gute Bücher herzunehmen, um daraus ein drittes Buch zu machen.
Junger, ehrgeiziger Mann, frisch verheiratet mit hübscher kluger Frau, sucht nach erfolgreich absolviertem Studium anspruchsvollen Job. Er findet diesen überraschenderweise nicht bei einer großen renommierten Firma, sondern bei einer kleinen, bis dato unbekannten, die ihn aber mit unwiderstehlichen Angeboten lockt: Haus und Auto, passende Kredite gleich dazu, Supergehalt, und vor allem die Möglichkeit, sein neuartiges Softwareprojekt mit neuester Technik weiterzuentwickeln.
Wie durch ein Wunder bekommt die noch unentschlossene Ehefrau ganz plötzlich ein ebenso unwiderstehliches Jobangebot in genau dieser Stadt, womit dem Umzug in die Fremde nichts mehr entgegensteht.
Allzubald stellt sich alles als ein goldener Käfig heraus; das Haus wird von Videokameras überwacht, Sex macht da keinen Spaß mehr, trotzdem dürfen sich die jungen Leute nicht anmerken lassen, daß sie Verdacht geschöpft haben und denken sich allerlei Tricks aus, die Beobachter zu überlisten.
Ob John Grisham damit einverstanden war?
Aber es kommt noch besser. Dieses Softwareprojekt ist die Schaffung einer virtuellen Welt, in der man das Dateisystem eines Computers und des ganzen "Internets" als Avatar durchlaufen kann: die Datenbanken sind betretbare Häuser mit verschiedenfarbigen Türen, je nach Sicherheitseinstellungen. Es gibt "Wächter", die aufpassen, daß sich kein Unbefugter nähert und die einen bei Übertretung mit einem schmerzhaften bis tödlichen Stromschlag in der Realität per Rückkopplung über die VR-Brille und den Datenhandschuh bestrafen.
Wem das jetzt nicht als schlecht geklaut vorkommt, der hat Neoromancer nicht gelesen.
Dann gibt es noch die einsam kämpfende FBI-Agentin, die noch nicht einmal weiß, daß man den Cache und die History beim Browser auch abschalten kann, wenn man verhindern will, daß die Bösen, die einem den Laptop klauen, ihren Spuren im Internet folgen.
Überhaupt ist die Beschreibung des "Internets" einfach nur wirr:
"Am Anfang der Entwicklung stand das Internet, ein Hardware-Link, der
sich über die gesamten Vereinigten Staaten erstreckte."
"Das Web war virtuell durch Hubs verbunden, die sogenannten
Internet-Provider, in die User sich nur einmal einloggten, ehe sie sich
durch einen einfachen Mausklick durch die riesige Menge zugänglicher
Informationen bewegen konnten."
Um wieviel passender ist hingegen diese Stelle aus "Illuminati":
»Ich verfüge über eine Reihe von Mitarbeitern, die sehr geschickt sind, wenn es darum geht, Userinformationen aus dem Web zu beschaffen.«
Langdon blieb skeptisch. »Hört sich so an, als wüssten Sie und Ihre Leute eine ganze Menge über das Web.«
»Das sollten wir auch«, schoss der andere zurück. »Wir haben es erfunden.«
Es wird "gesurft" was das Zeug hält und ein wenig peinlich wird es, wenn allzu konkret auf die moderne Supertechnik eingegangen wird. 1024x768 pixel ist schon lange nicht mehr "die Auflösung modernster Monitore". Was soll man zum überwältigenden 2GHz-Prozessor sagen? Bei ALDI gabs Ende 2003 den 3 GHz-Rechner ... Wer Bücher über Computer schreibt, sollte wissen, daß schon in der Zeit zwischen Abgabe des Manuskriptes und Veröffentlichung die Hardware, auf der das Buch getippt wurde, inzwischen wieder veraltet ist.