Freunde auf leisen Pfoten - Leben mit Katzen

Moses

Moses

In einem Dorf in Mecklenburg am Straßenrand ein jammerndes, halbverhungertes Kätzchen - welcher Katzenfreund hätte daran vorbeigehen können. So kam also Moses in unser Haus und erwarb sich alsbald den Zunamen "Nadelspitz", denn im Unterschied zu unseren anderen Katzen konnte er Spiel und Kampf nicht unterscheiden. Nicht selten hatten wir nach dem Spielen die Spuren seiner Krallen auf den Händen, da fehlte es wohl an der guten Kinderstube. Auch so manches Möbelstück wurde durch seine Krallen verziert. Aber es war trotzdem schön, endlich wieder ein kleines verspieltes Katzentier im Haus zu haben.

Die Katze grinste zur Begrüßung. Sie macht einen gutmütigen Eindruck, dachte Alice, aber ich werde sie trotzdem respektvoll behandeln müssen, denn sie hat mächtig lange Krallen und das ganze Maul voller spitzer Zähne.

Lewis Carroll aus "Alice im Wunderland"

Moses wurde ein sehr anhänglicher Kater - zu anhänglich oft, denn er ließ sich von jedem freundlichem Menschen dazu bewegen, hinterherzulaufen. Leider war sein Orientierungssinn äußerst mangelhaft - er fand oftmals nicht mehr nach Hause. Vielleicht hatte er damals als Katzenbaby auch einfach nur den Anschluß an seine Mutter verpaßt.

Damit wir ihn nicht immer suchen mußten, bekam Moses ein Halsband mit einer Adresskapsel. Freundliche Menschen riefen nun bei uns an, daß sie unseren Kater gefunden hätten oder brachten ihn gleich selber zurück. Dieses Streunerchen hat uns einiges an Finderlohn gekostet ...

Moses neben dem Rechner

Sein Lieblingsplatz war auf dem Fensterbrett über der warmen Heizung mit Blick in den Garten, gefolgt vom warmen Platz neben dem Rechner.

Es genoß es, wenn das Haus voller Menschen war und sich viele mit ihm beschäftigten. Nach einer ausgelassenen Silvesterfeier, bei der er sogar eine Rolle zugeteilt bekam, war das Haus danach wohl zu einsam für ihn.

Die Mutter suchte ihn wie üblich, aber diesesmal kam er nicht wie sonst nach 1-2 Tagen wieder. Ein Zettel an der Kaufhalle: "Rot-weißer Kater zugelaufen" brachte uns dann auf seine Spur. Er hatte sich einfach 2 Straßen weiter bei einer Familie mit zwei Kindern einquartiert. Die Kinder hatten sich schon sehr an ihn gewöhnt und in unserem Haus war zu der Zeit selten jemand da. Also ließen wir Moses in seinem neuen Heim und unser Haus wurde katzenlos.

Manchmal kommt Moses auf seinen Streifzügen noch durch unseren Garten, aber er kennt uns wohl nicht mehr.

Dresden, 2005

Wie ihr schon gehört habt, hieß die Katze eigentlich Jůra, aber die Prinzessin gab ihr noch eine Menge anderer Namen: Pussi und Pusselchen, Katzilein, Katzekatz, Katzenputtel, Schleckele, Mieze und Miezekatz, Mohrle, Tschitschi und Tschitschinka. Daran seht ihr, wie schrecklich lieb sie die Katze hatte. Kaum öffnete sie morgens die Augen, erblickte sie schon auf der Bettkante ihre Miezekatze. Jůra, der Faulpelz, hatte sich's dort bequem gemacht und schnurrte, damit es so aussähe, als ob sie etwas täte.

Aus "Das große Katzenmärchen" von Karel Čapek