Freunde auf leisen Pfoten - Leben mit Katzen
Mona Lisa
Nach dem Tod von Pucky und Murkel war unser Haus wieder einmal leer. Nun gut, nicht ganz, der gemütliche Kater von Gisela bot den schmusebedürftigen Menschen gerne ausreichend Streichelfläche. Aber unsere Wohnung im Haus war verwaist. Kein schnurrendes Fellknäul mehr in der Nacht auf dem Kopfkissen, keine zufrieden um die Beine schleichende Katze, niemand, der beim Frühstück sich die besten Happen erbettelte.
Es gibt nichts schöneres, als ein ganz gewöhnliches kleines Kätzchen.
Pam Brown aus „Katzenkinder”
So ganz konnte ich mich noch nicht mit dem Gedanken an neue Mitbewohner anfreunden; so wie unsere beiden Kater würde sowieso keine andere Katze oder Kater sein. Und wenn, dann sollten es zwei rote Katerchen oder Katzen sein.
Aber Katharina fand es viel zu einsam allein in der großen Wohnung, was wir eigentlich auch verstehen konnten. Also ließ ich mich so langsam erweichen und hielt Ausschau in Anzeigen und vor allem im Internet. Nach den guten Erfahrungen mit den Katerbrüdern wollte ich auch gern wieder ein Geschwisterpaar haben. Aber überall wo ich anrief, kam ich zu spät, die süßen Fellbündelchen waren alle immer schon vergeben.
Ein Kollege, ebenso Katzenliebhaber, bot mir zwei rote Kätzchen oder Katerchen aus dem im Mai zu erwartenden Wurf an, nachdem ich über die vergebliche Suche geklagt hatte. Aber solange wollte Katharina nicht mehr warten und schaute sich im Tierheim um.
Ein Kätzchen hat nur winzige Pfötchen.
Aber innerhalb von zwei Wochen hat es den Haushalt fest im Griff.
Pam Brown aus "Katzenkinder"
Eigentlich hatten wir uns auf eine schon etwas ältere Katze verständigt, die ihre Flegelzeit schon hinter sich hatte. Aber wie es so ist - Katharina fand dort eine ganz kleine, wirklich sehr niedliche Katze aus einem abgegebenen Wurf und schmolz dahin. Damit die Kleine nicht alleine sei, wurde noch eine Spielgefährtin mit dazugenommen, ebenfalls aus einem abgegeben Wurf.
Als ich am Wochenende nach Dresden kam, kullerten ein kleines schwarzes und ein noch winzigeres buntes Fellchen über den Fußboden. Die etwas größere schwarze war - so sagten sie im Tierheim - 6 Wochen alt - eigentlich noch viel zu klein. Aber die andere erst - so winzig, sie mochte gerade 4 Wochen alt sein, höchstens 5. Sie war noch so klein, daß sie noch nicht einmal geimpft worden war im Tierheim; Katharina mußte in der darauffolgenden Woche noch einmal mit ihr hin.
Aber wie die Kleine einen so anschaute mit großen blauen Augen und ihrem niedlichen Gesichtchen konnte man sie nur ins Herz schließen.
Wir nannten sie Lisa und zur schwarzen Katze paßte dann natürlich Mona.
Lisa war ein kleiner Kletterkünstler. Im Nu erklomm sie Hosenbeine, um sich dann zufrieden schnurrend auf der Schulter niederzulassen. Am Frühstückstisch machte es sich Lisa im Nacken bequem - bequem für sich, nicht für den Menschen natürlich.
In der Woche nach ihrer ersten Schutzimpfung begann Lisa zu humpeln. Steifbeinig stakte sie durch die Zimmer und man konnte sehen, daß das Laufen ihr Schmerzen bereitete. Wieder fuhr Katharina mit ihr ins Tierheim; der Tierarzt dort übernahm noch einmal die kostenlose Behandlung.
Er konnte nichts feststellen, vermutete eine Gelenkentzündung und spritzte der Katze ein Schmerzmittel.
Einige Tage wurde es besser, aber dann ging es Lisa wieder schlechter. Sie fraß kaum noch, das Fell wurde struppig. Nach zwei Tagen fühlten wir unter dem Fell eine große weiche Stelle, so als ob der Impfstoff sich bei der winzigen Katze nicht richtig verteilt hätte.
Es war Wochenende; am Montag wollte Katharina mit ihr zum Tierarzt gehen. Als Lisa dann aber anfing, vor Schmerzen zu jammern, fuhren meine Schwester und Katharina mit ihr zum Notdienst.
Was die Tierärztin dann bei der Operation freilegte, war fürchterlich. Unter der Haut war nur noch ein großes Loch, als ob die Katze von innen zerfressen worden wäre. Katzenseuche wäre es nicht, sagte die Tierärztin, sie vermutete eine allergische Reaktion auf das Schmerzmittel. So etwas hätte sie noch nicht erlebt.
Der kleinen Lisa war nicht mehr zu helfen. Katharina begrub sie am nächsten Tag neben unserem Pucky.
Die kleine schwarze Katze, nunmehr allein, fiel in ihrer Entwicklung zurück. Hatte sie bis dahin problemlos das Katzenklo benutzt, suchte sie sich plötzlich die Zimmerecken hinter den Sesseln aus. Hier half ein alter Trick unserer Mutter: die Teppiche wurden mit Essigwasser gereinigt. Den Geruch mochte sie offensichtlich überhaupt nicht, so daß sie es nach einer Woche wieder begriffen hatte, wohin sie zu gehen hatte.
Ein Katzenbaby ist nur der Anfang - ein lustiger, unbefangener, liebenswürdiger Anfang von dem, was einmal verspricht, eine Katze zu werden.
Pam Brown aus "Katzenkinder"
Mona mochten wir sie nicht mehr rufen, zu sehr erinnerte das immer wieder an die kleine Lisa. So recht konnten wir uns aber für keinen neuen Namen entscheiden, aber ihr machte das nichts aus. Sie hörte (oder hörte auch nicht) auf „Kätzchen”, „Kleine”, „Miezi”, „schwarzer Teufel”, „Unnussel” oder einfach auf „Katze”.
War sie anfangs die ruhigere der beiden Katzen gewesen, kennt ihr Bewegungsdrang inzwischen keine Grenzen. Alles wird gejagt in der Wohnung: Socken, Papierschnitzel, Schuhe, Tischdecken oder auch der eigene Schwanz. Sie rennt so lange durch die Zimmer, bis sie umfällt und auf der Stelle felsenfest einschläft.
„Perpetuum mobile” schien unserem Großen der geeignete Name für so ein Energiebündel zu sein. Für einen Katzennamen natürlich viel zu lang, aber es wurde einfach Peppi daraus. Und so geht es nun weiter: Peppi
Dresden, Januar 2006
Ein Kätzchen kann zwanzig Jahre Freundschaft als Geschenk bereithalten oder nur eine kurze, kurze Zeit. Aber egal, ob lang oder nur kurz, es wird Dein Leben verändern und eine ständige Sorge hinterlassen, wenn es weg ist - und eine ständige Dankbarkeit.
Pam Brown aus "Katzenkinder"