Freunde auf leisen Pfoten - Leben mit Katzen

Pucky und Murkel in Dresden

Weihnachten 2004 standen wir nun vor einem Problem: Feiern wollten wir in unserem frisch renovierten Haus in Dresden; die Kater mehrere Tage alleine lassen, ging aber auch nicht. Also wagten wir es, die Kater auf die Reise von gut 2 Stunden mitzunehmen.

Die Hinfahrt nach Dresden verlief überraschenderweise recht problemlos. Anfangs mauzte vor allem Pucky sehr, aber unsere Kinder beruhigten die Kater immer wieder. Murkel zog es schließlich vor zu schlafen.

In Dresden waren wir sehr vorsichtig: hielten alle Türen geschlossen, denn so an die Große Freiheit gewöhnt waren die Kater ja nicht mehr und wir hatten doch Sorge, daß sie dann einfach auf die Straße laufen würden.

Von allen Tieren erlangt nur die Katze das rechte Sichversenken. sie betrachtet das Rad des Lebens von außen, wie Buddha.

Andrew Lang, gefunden im Literarischen Katzenkalender

Die beiden hatten auch erst einmal genug damit zu tun, die große Wohnung zu erkunden - und sich mit dem Kater von meiner Schwester bekannt zu machen. Erstem Beschnuppern folgte ein prophylaktisches Fauchen sowie hoheitsvolles Ignorieren. In den Weihnachtstagen hielten wir die Kater doch möglichst getrennt, um den Streß gering zu halten.

Kater im Erker

Unsere Kater liebten sofort die Fußbodenheizung - und den Blick aus dem Erker über die Straße. Pucky stellte gleich klar, wer hier der Boß war und reservierte sich den Aussichtsplatz.

Die Heimfahrt nach Erfurt war dramatisch. Die Kater waren überhaupt nicht damit einverstanden, ihr neues Heim wieder verlassen zu müssen. Es tat uns auch leid, weil wir den beiden alten Lords doch gern den Auslauf im Garten gönnen wollten. Aber wir mußten sicherstellen, daß auch in Dresden immer jemand für die Kater da war. Unsere Große studierte zwar in Dresden, war aber den März über nicht im Haus, weil sie ihr Praktikum absolvieren mußte.

Zu Ostern 2005 war es dann soweit: unsere Kater zogen um.

Pucky erkundete gleich den Garten; Murkel hingegen war ob der neu gewonnenen Freiheit eher ängstlich. Pucky kam aus dem Garten ins Haus und stupste seinen Bruder an, als wolle er ihm sagen, er solle doch nicht so ein Feigling sein.

Ostern 2005

Nach wenigen Tagen waren unsere Sorgen, die Kater würden weglaufen oder sich nicht mehr nach Hause finden, geschwunden. Die Kater fanden die Beete mit dem frisch geschredderten Holz faszinierend, belauerten Vögel, jagten sich auf die Bäume - und waren wohl glücklich. Die weichen rosa Sofapfötchen bekamen Hornhaut. Bein Laufen sah man, daß vor allem Pucky etwas arthritisch geworden war - kein Wunder bei dem jahrelangen Wohnungsleben.

Wir banden ihnen Halsbänder mit Namenskapseln um, was die Kater als empörende Zumutung empfanden. Nachdem wir 4 oder 5 neue Anhänger gekauft hatten, gaben wir es auf.

Ein Hund ist ein Hund, ein Vogel ist ein Vogel, und eine Katze ist eine Persönlichkeit.

Mugsy Peabody, gefunden im Literarischen Katzenkalender

3 Kater

Sie freundeten sich mit Piezi, dem Kater unserer Schwester an; bloß bei den Freßnäpfen hörte die Freundschaft auf. Nachts wurde man oft geweckt, weil es sich ein schnurrender Kater auf dem Kopfkissen bequem machte.

Sie wurden dünner, was wir ein wenig bedauerten; aber sie schienen sich wohl zu fühlen. Ab und zu wurde stolz eine Maus in der Küche präsentiert - und zerlegt ....
Kamen wir am Freitag nach Dresden, wurden wir schmusend begrüßt. In Erfurt war es nun allerdings etwas einsam in der Wohnung geworden.

Im Mai verschwand unser Pucky. Wir suchten alles ab, fragten die Nachbarn - vergeblich. Murkel schien sich nun als der neue Boß zu fühlen; wir wunderten uns ein wenig, weil wir eher gedacht hatten, er würde seinen Bruder sehr vermissen. Bei aller Trauer hofften wir doch immer, daß unser schöner roter Kater wieder auftauchen würde.

14 Tage später, als wir die Hoffnung schon aufgegeben hatten, stand der völlig abgemagerte Pucky in der Küche meiner Schwester und machte sich über den Freßnapf von Piezi her. Wir waren überglücklich - Murkel hingegen fauchte seinen Bruder an und haute ihm ein paar hinter die Ohren. Wir wissen bis heute nicht, ob er „sauer” auf seinen Bruder war, daß der ihn so lange verlassen hatte oder seine neu gewonnene Stellung als Erster Kater im Haus nicht freiwillig wieder aufgeben wollte.

Pucky war danach nicht mehr der alte. Er wurde sehr anhänglich; wich uns kaum von der Seite, wenn wir da waren. Wir denken, daß er irgendwo eingesperrt gewesen war.

Wir fütterten ihn mit allen möglichen leckeren Dingen, und langsam wurde das Fell wieder glänzend.

Murkel beim Grillen

Der Sommer verging; die Kater brachten auch den einen oder anderen Spatz mit nach Hause. Inzwischen waren einige Sessel im Haus zu Katzenruheplätzen umfunktioniert worden; auf die Betten legten wir Decken, weil nasse Katerpfoten ihre Spuren auf der Bettwäsche hinterließen. Murkel liebte es, beim Grillen mit dabeizusitzen und sich mit Schnurren und Schmusen etwas Gutes zu erbetteln.

Am 12. September 2005 war es zu Ende. Katharina fand Pucky überfahren an der Hauptstraße. Ach, wenn Pucky doch das Streunen hätte sein lassen können ... ich setzte mich sofort ins Auto und fuhr an einem regennnassen Montag Abend nach Dresden.

Am nächsten Morgen hoben wir ein Grab für unseren armen Pucky aus; unter den Büschen, wo schon manche vierbeinigen Gefährten von uns begraben wurden. Murkel begriff es wohl, daß sein Bruder ihn nun endgültig verlassen hatte. Er fraß kaum noch, lag nur noch auf dem Sofa und wurde immer weniger. Auch ein Besuch beim Tierarzt half nicht mehr. Nach ein paar Tagen verschwand er und kam nicht wieder. Er wird es wohl nach Katzenart beendet und sich irgendwo zum Sterben verkrochen haben.
Wenn wir es wenigstens wüßten .. so können wir ihn noch nicht einmal mehr beerdigen.

Im Nachhinein vermute ich, daß Murkel es wohl wußte, daß sein Bruder noch am Leben war, damals, als Pucky im Mai verschwunden war. Sein Verhalten war doch ein ganz anderes gewesen.

Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, vermisse ich die Beiden wieder sehr. Vielleicht würden sie noch leben, wenn wir sie in der Wohnung in Erfurt gelassen hätten. Aber wenn ich daran denke, mit welcher Begeisterung sie durch den Garten gerannt sind, Schmetterlingen und Vögeln hinterher, wie sehr sie das frische Gras genossen haben, glaube ich, es war doch richtig, ihnen wieder ihre Freiheit zu lassen.

Unser Pucky
Murkel
Pucky

Es gehört zum Gipfel ihres Glücks, wenn sie vom Menschen beachtet, angeredet, gekrault und geliebt wird; und für uns gibt es kein größeres Kompliment als die Zuneigung eines Geschöpfes von so hoher Souveränität.

Eugen Skasa-Weiß, gefunden im Literarischen Katzenkalender