Wenn wir Besuch bekommen, gehört ein kleiner Stadtbummel natürlich dazu. Ein, zwei Stunden, mehr tragen die meist nicht mehr so jungen Beine nicht. Aber es reicht, um meine Lieblingsrunde zu gehen:
Parken hinterm Kulturpalast. Der Blick wechselt zwischen Schloß und Frauenkirche. Das heißt, inzwischen ist der Blick auf die Frauenkirche ja leider wieder verbaut.
Aber trotzdem: die Frauenkirche ist natürlich der Anziehungspunkt. Also wenden wir uns zuerst dorthin.
Spannend fand ich früher die Austellung in der Bauhütte; hängengeblieben ist bei mir ein Satz aus der Bauordnung von König August dem Starken: „Der Stadt zur Ehre und dem Nachbarn nicht zum Schaden”. Einfach und klar.
Die Ehre der Stadt scheint aber inzwischen nicht mehr so hoch im Kurs zu stehen, anders sind diese Monströsitäten auf der Prager Staße nicht erklärbar.
Aber wir gehen weiter zur Frauenkirche. Ich erzähle von George Bähr, dem mutigen Baumeister. Die Steinkuppel war so im Entwurf nicht vorgesehen gewesen; so etwas Wagehalsiges konnte er nicht vorlegen. Der Entwurf sah eine Holzkuppel vor und George Bähr ließ diese aber in Stein ausführen.
Wie George Bähr wohl die letzten Tagen und Stunden vor dem Abbau des Holzgerüstes verbracht haben mag? Es war allein seine Erfahrung und sein Können, worauf er sich verlassen konnte. Kein Statiker machte ihm Vorgaben - und keine Bauaufsicht, die ihm die Ausführung in Stein untersagt hätte, weil sie vom Entwurf abwich ..
So wie damals wurde auch heute die Frauenkirche wieder aufgebaut: erst ein Gerüst mit Holzkuppel, worauf die Sandsteine aufgeschichtet wurden. Der Schlußstein oben in der Kuppel hält diese Konstruktion. Danach wurde das Holzgerüst abgebaut.
Es geht weiter in die belebteste Kneipenstraße Dresdens: die Münzgasse. Man kann sich hier rund um den Erdball essen: von Australien über Japan, Thailand, Deutschland, Spanien, ...
Fast zu jeder Tageszeit herrscht in der Münzgassse dichtes Gedränge. Aber sie ist nicht lang und nach 2 Treppen aufwärts ist man auf der Brühlschen Terasse.
Wer heutzutage auf der Brühlschen Terasse, dem „Balkon Dresdens”, steht, denkt vermutlich eher weniger daran, daß er auf den alten Festungsmauern wandelt, sondern genießt den phantastischen Blick über die Elbe.
Die teuersten Cafes Dresdens laden hier ein - man kann sich aber auch beim italienischen Eisstand am Fuß der Treppe auf dem Theaterplatz ein paar Kugeln Eis holen.
Die Semperoper betrachten wir heute nur aus der Ferne, ebenso den Dresdner Zwinger.
Aber in die Dresdner Hofkirche werfen wir einen Blick: Was die italienischen Bauleute und Steinmetze unter Gaetano Chiaveri vor über 260 Jahren geschaffen haben, fasziniert und berührt auch heute noch.
Wer aufmerksam nach unten schaut, entdeckt den „Napoleon-Stein”, einen Granitstein mit eingemeißeltem „N”, der an den Aufenthalt von Napoleon 1813 in Dresden erinnert.
Weiter geht es durch das Georgentor mit einem kurzen Blick in den Stallhof, der in frischer Pracht wieder leuchtet.
Wir wollen aber auf den Hausmannsturm, um den wunderbaren Rundblick über Dresden zu erleben.
Auf halber Höhe gelangt man zu einer Ausstellung von Augenzeugenberichten über den 13.Februar 1945. Diese Stunde Zeit lege ich jedem Dresden-Besucher ans Herz.
Wer sich an alter präziser Mechanik erfreuen kann, der mag sich in die Funktionsweise des Turmuhrwerkes vertiefen, bevor er dann endlich den Blick über die Stadt schweifen läßt.
Dresden ist eine der wenigen Städte Deutschlands, welche die Flußufer in der Stadt noch nicht verbaut haben. Hoffentlich bleiben die Stadtväter so weise und belassen die Elbwiesen, auch wenn die Aussicht auf den Verkauf lukrativen Baulandes doch des Öfteren jückt.
Der Schloßhof - 2003 noch im Anfangsstadium der Restaurierung.
Unser kleiner Rundgang führt an der Baustelle vorbei wieder zum Kulturpalast. Jahrzehntelang eine Ruine, erahnt man inzwischen wieder die Schönheit des alten Dresdner Schlosses.
Eine kleine Gruppe von Enthusiasten hatte zu DDR-Zeiten wenigstens vermocht, die Mauerköpfe zu sichern, um den Verfall der Schloßruine zumindest aufzuhalten. Der Gedanke an eine Restaurierung lag damals noch in weiter Ferne.
Hier noch einige Bilder vom Dresdner Altmarkt:
Dresden, 2004 Impressum